Eine Stadt erwacht zu neuem Leben

Nach der behutsam angegangenen Phase 2 öffnet Italien am 3. Juni wieder für Touristen. Dieses Jahr bietet sich eine einzigartige Chance, Rom intim und ohne Massen zu erleben

Ab dem 3. Juni sind wieder Reisen aus anderen EU-Staaten nach Italien möglich. Es entfällt dann die seit dem 11. März bestehende 14tägige Quarantänepflicht. Deutschland beabsichtigt die vollständige Grenzöffnung ab dem 15. Juni. Schweiz und Österreich werden voraussichtlich zum selben Zeitpunkt ihre Einreisebestimmungen lockern. Die Tourismusbranche hofft, dass dieses Datum eine Art „europäischem D-Day“ wird. Ab der zweiten Junihälfte kann man also einen Urlaub im Belpaese planen.

Rom probt bereits seit dem 25. Mai die Rückkehr in die Normalität, als das Gastgewerbe und die Bekleidungsgeschäfte wieder ihren Betrieb aufgenommen haben. Bis zum 3. Juni werden alle staatlichen und kommunalen Museen und archäologischen Parks ihre Pforten öffnen. Die Altstadtgassen mit ihren vielen Handwerkern und Modeläden füllen sich wieder mit Leben. Das Fehlen der ausländischen Reisegruppen, die gewöhnlich um diese Jahreszeit in die Metropole einfallen, ist ein Pluspunkt – zumindest für Besucher. Es ist weniger hektisch und voll. Bisher sind nur Einheimische unterwegs, und für den Rest des Jahres werden auch keine Massen erwartet. Die heitere, sehr römische Atmosphäre erinnert mich an meine erste Zeit in der Stadt in den 1980ziger Jahren. Den Trevi-Brunnen und die Sixtina hat man nun (fast) für sich alleine. Wer nicht zur Corona-Risiko-Gruppe gehört und schon länger mit einer Reise nach Rom liebäugelt, den kann ich in seinem Plan nur bestärken.

Ansteckungsgefahr vergleichsweise gering

Rom und die Region Latium waren im Gegensatz zu Norditalien nur geringfügig von der Covid-19-Epidemie betroffen. Die befürchtete Ausbreitung vom Hotspot in der Lombardei, Venetien und Emilia Romagna– Zentrum der Industrie und Handelskontakte mit China – blieben dank des radikalen lockdown und der Kontaktsperre – aus. Latium, in Fläche und Einwohnerzahl (ca. 6 Mio) mit Hessen vergleichbar, hat weniger Infizierte als das deutsche Bundesland. In diesem Moment (2. Juni) gibt es nachgewiesen ca. 2800 Corona-Positive in der gesamten Region Latium, die vor allem in Alters- und Pflegeheimen im breiten Speckgürtel der Metropole lokalisiert wurden. Der R-Faktor schwankt in der Phase 2 zwischen 0,2 und 0,6. Unter der Bevölkerung der Innenstadt sind nur eine Handvoll Fälle bekannt. Das ist beruhigend zu wissen für einen Rom-Besucher.

Museen

Der Einlass ist kontingiert, die Öffnungszeiten wurden auf den Abend ausgedehnt, um möglichst vielen Besuchern den Zutritt über den Tag verteilt zu ermöglichen . In manchen Museen (z.B. Vatikanische Sammlungen, Kolosseum) müssen die Tickets online vorbestellt werden. Entnehmen Sie die spezifischen Bedingungen den jeweiligen Museums-Websites.

TIPP: Die Raffael-Ausstellung in den Scuderie des Quirinals ist bis zum 30. August verlängert! Die größte Schau zum 500. Todestag des Renaissance-Künstlers zeigt über 200 Leihgaben aus den bekanntesten Museen der Welt (https://www.scuderiequirinale.it/).

Mundschutz und Thermoscan

Zu den landesweit verordneten Hygieneregeln gehört das Tragen eines Mundschutzes in allen öffentlichen Verkehrsmitteln und in geschlossenen Räumen mit Publikumsverkehr, d.h. in Geschäften, Apotheken und Museen. Sofern nicht der Mindestabstand von 1,80 m zu einer fremden Person eingehalten werden kann, sollte auch eine Maske getragen werden. Auf offener Straße gilt sonst keine Maskenpflicht. Mittlerweile schaut die Polizei bei der Jugend nicht mehr so genau hin, wenn sie sich abends zum Aperitif vor den Bars sammelt. Sie trägt die bunten Stoffmasken lässig um den Hals und zieht sie nur bei „Kontrolle“ über Mund und Nase. Insgesamt aber nimmt die Bevölkerung das Gebot des social distancing ernst, wenngleich das ihrer angeborenen Gesprächigkeit keinen Abbruch tut: es wird quer über die Straße gequatscht und gescherzt.

Am Eingang von Einkaufszentren, Kaufhäusern und Museen misst ein Thermoscanner die Körpertemperatur. Sie darf nicht 37,5 Grad überschreiten. In Restaurants darf man zu viert an einem Tisch sitzen, sofern man sich als geschlossene Gruppe anmeldet. Falls Sie zu mehr Personen reisen, müssen Sie sich auf zwei oder mehrere Tische verteilen. Familien mit Kindern unterliegen keinen Einschränkungen. Die Stadt hat den Restaurants und Bars gestattet, die Tische draußen vor dem Lokal aufzustellen. Trennwände aus Plexiglas gibt es nur, wenn das Lokal aus Platzgründen nicht die vorgeschriebene Distanz zwischen den Tischen einhalten kann.

Hotels

Mit der Grenzöffnung rüsten sich auch die Hotels für ausländische Gäste. Im Foyer und Fahrstuhl müssen Sie Mundschutz tragen. Das Frühstück wird im Zimmer oder im Speisesaal serviert. Selbstbedienung am Buffet entfällt. Mehr Freiheit haben Sie sicherlich in einer Ferienwohnung oder einem B&B, von denen es eine große Auswahl in Rom gibt. Während die Preise für Unterkünfte an der Küste diesen Sommer steigen – viele Italiener machen Heimaturlaub -, finden sich in den leeren Städten zahlreiche Schnäppchen.

Verkehrsmittel

Die geringere Aufnahmekapazität in den Bussen (max. 25 Personen) und der Metro wird durch einen verstärkten Einsatz wettgemacht. Eine Plastikschutzfolie trennt Fahrgäste in Taxis vom Fahrer. Der Staat fördert derzeit den Kauf von E-Bikes und E-Scooter, die wahrlich boomen in der Altstadt. Daneben stehen ausreichend Zweiräder zum Mieten zur Verfügung (siehe Artikel über E-Bikes-und E-Scooter- Sharing etc.), die statt der Busse für den Transport benutzt werden können. Falls Sie mit dem eigenen Fahrzeug anreisen: Das videoüberwachte Verbot der Zufahrt in die Altstadt (Ztl), also der Zone innerhalb der Aurelianischen Stadtmauer, ist für private Pkws und Motorräder vorläufig ausgesetzt.