Die Visitenkarte des neuen Papstes

Als Papst Franziskus am Sonntag das erste Angelus-Gebet vom Apostolischen Palast aus hielt, zeigte die unter dem Fenster hängende rotweiße samtene Standarte noch kein Wappen. Heute nun hat der Vatikan das Wappen des neuen Papstes bekannt gegeben. Wie zu erwarten, hat der Argentinier darin Symbole und Farben seines früheren Bischofwappens übernommen.

Auch hier bekrönt das Wappen die Mitra. Sie wurde erstmals Benedikt XVI. anstelle des früheren weltlichen Herrschaftsabzeichen des Pontifex, der Tiara, gesetzt. Die Krone wird schon seit Paul VI. nicht mehr von den Päpsten getragen, war aber noch lange Zeit bildliches Symbol des Oberhauptes der Katholiken. Gleich geblieben beim neuen Wappen sind auch die gekreuzten Petrusschlüssel im Hintergrund: der nach links zeigende ist golden, der andere silbern.

Das neue Wappen von Papst Franziskus
Das neue Wappen von Papst Franziskus

Als erstes fällt das leuchtende Blau als Grundierung des Schilds auf, die das Rot des Vorgängers ablöst. Das Zentrum des Schildes wird von einer gelben Sonne eingenommen, in der das Christusmonogramm „IHS“ des Jesuitenordens in roter Schrift geschrieben steht. Das Monogramm wird von einem roten Kreuz überragt, darunter sind die drei schwarzen Nägel des Christuskreuzes zu sehen. Die Sonne gehört sowohl zur argentinischen Nationalflagge als auch zum Jesuitenorden.

Die untere Hälfte des Schildes teilen sich links ein Stern und rechts ein Zweig der indischen Narde, der wir eine pralle Weintraube aussieht. Nach der heraldischen Tradition symbolisiert der Stern die Jungfrau Maria. Mit einer Nardenähre in der Hand wird im spanischen Raum üblicherweise der Heilige Joseph, der Schutzpatron der Weltkirche, dargestellt. Die aus dem Himalaya stammende Heilpflanze war bereits im Alten Testament bekannt. Aus ihr wurden kostbare Salböle gewonnen.

 

Franziskus hat auch sein Motto mit nach Rom genommen, das unter dem Schild in zierlichen Lettern prangt, beziehungsweise auf ein geschwungenes schmales Band gedruckt ist: „miserando atque eligendo – aus Barmherzigkeit gewählt“.

 

Es bezieht sich auf die Berufung des Zöllner Matthäus zum Apostel durch Jesus, auf die Barmherzigkeit Gottes. Als der junge Jorge Mario Bergoglio sich entschied, Priester zu werden, spielte diese Bibelstelle für ihn eine entscheidende Rolle. Er hatte am Tag des Matthäusfestes, im Alter von 17 Jahren, erstmals die Gegenwart und Liebe Gottes besonders intensiv gespürt. Mit diesem Bischofsspruch wollte er an dieses persönliche Berufungserlebnis erinnern. Das Zitat stammt aus einem Kommentar zu der Bibelstelle des bekannten mittelalterlichen Benediktinermönchs Beda Venerabilis (673-735).