Verjüngungskur – Frisch restauriert

In Rom sind immer irgendeine Fassade eingerüstet oder Fresken verhängt. Aber es wird nicht nur gereinigt und erhalten, sondern neuerdings auch rekonstruiert – wie den Arenaboden des Kolosseums

Im Januar 2020 werden voraussichtlich die Restaurierung und Instandsetzung der Hypogäen des Kolosseums abgeschlossen sein. Seit eineinhalb Jahren behindern die Gerüste den freien Blick in das Kellergeschoss der Arena, wo die Schächte für die Bühnenmaschinerie liegen. Hier wurden Löwen, Gladiatoren und Kulissen in die Arena befördert.

Das 2013 begonnene Großprojekt soll das Wahrzeichen Roms vor dem Verfall retten und gleichzeitig besucherfreundlicher gestalten. Als erstes wurde die angegraute Bogenfassade mit Dampfstrahl gereinigt, dann stabilisierte man das Arena-Untergeschoss. Zuletzt soll außerhalb des Amphitheaters ein Besucherzentrum mit Ticketschalter und Caffetteria entstehen. Dann müssen die Touristen zukünftig nicht mehr in langen Schlangen unter der siedenden Sonne anstehen. Das Kolosseum zählt jährlich über 7 Mio Besucher.

Ursprünglich wurde 2018 als Termin der Fertigstellung aller Arbeiten angekündet. Aber Verzögerungen bei Bau- und Restaurierungsarbeiten sind in Rom an der Tagesordnung. Die Grundsteinlegung für das Besucherzentrum lässt noch auf sich warten. Zurzeit gilt die Aufmerksamkeit der Arena: sobald die Arbeiten im Untergeschoss beendet sind, wird die Rekonstruktion des hölzernen Arenabodens ausgeschrieben. So steht es zumindest im Projekt. Es war der Wunsch von Minister für Kulturgüter Dario Franceschini (PD), „dass im Kolosseum nach 1500 Jahren wieder Aufführungen stattfinden“. Welcher Art wurde nicht gesagt. Auf dem bereits bestehende kleinen Arenasegment, einer Rekonstruktion aus dem Jahr 2000, wurden wenige Male Theaterstücke und Konzerte aufgeführt und im Fernsehen übertragen. Eine Nutzung für Opernaufführungen – wie in der Arena von Verona – ist ausgeschlossen. Abgesehen von akustischen Mängeln, wo sollten die Zuschauer sitzen? Die Cavea ist zu schlecht erhalten, als dass sie Besucher aufnehmen könnte. Die müssen sich also an den Arenarand quetschen. Frage von wenigen Hundert. Aber die Vermarktung des Kulturerbes ist offenbar nicht aufzuhalten.

Palazzo della Cancelleria

Nach fast 5 Jahren wurden die hässlichen Gerüste um den Palazzo della Cancelleria endlich entfernt. Sie störten den Blick auf die romantische Ecke um den Campo de Fiori. Nun präsentiert sich der mächtige Renaissance-Bau in blendendem Weiß, Resultat der gereinigten Travertinfassade. Der 2,5 Mio teure restauro wurde zum großen Teil durch den Verkauf von Werbefläche an dem Baugerüst bestritten. Jahrelang prangten auf der Fassade am Corso Vittorio Emmanuele großformatig Mode, Autos und Smartphones in Rotation. Ziemlich kapitalistisch, wenn man bedenkt, dass der Besitzer der Vatikan ist. Dem Vatikan wurde von dem Kulturverein „Italia Nostra“ auch vorgeworfen, er hätte sich mit den Arbeiten Zeit gelassen, um die Werbeeinnahmen zu erhöhen.

Fontanone Acqua Paolina auf dem Gianicolo

Die Konkurrenz zum Trevibrunnen blitzt wieder weiß auf dem grünen Gianicolo. Der riesige Schaubrunnen, barocke Mostra der kaiserzeitlichen Wasserleitung Aqua Traiana, wurde von seiner dunklen Kruste befreit. Der Aha-Effekt des hellgrünen Wassers zur blendenden Brunnenrückwand aus Travertinbögen ist erstaunlich, wenn man die kurvige Straße hochfährt. Verdienst von Fendi, dem neuen Sponsor der jüngsten restauri in Rom und gefeierter Retter des bedrohten Kulturerbes. Das Modehaus hatte bereits den Trevibrunnen, Symbol des dolce vita, den manieristischen Mosesbrunnen und die jüngere Fontana degli Eroi in Prati, Mostra der modernen Wasserleitung Peschiera (1949), reinigen lassen.