Papst tauft 21 Neugeborene in der Sixtina

ROM, 10. Januar 2011 (ZENIT.org).- Bei 21 Neugeborenen hätte es schnell zu einem Schreikonzert ausarten können. Aber die Spendung des Taufsakraments in Sixtinischen Kapelle durch Benedikt XVI. verlief gestern morgen ruhig und ohne Zwischenfälle ab. Mit sicherer Hand übergoss er die Häupter der kleinen Erdenbürger mit dem geweihten Wasser aus dem extra für diesen Anlass aufgestellten silbernen Taufbecken.

Benedikt XVI. tauft in der Sixtina

Die besondere Ehre, das Taufsakrament durch den Heiligen Vater selbst empfangen zu dürfen, genießen die Kinder der circa 3000 Bediensteten des Vatikans. Die Sprösslinge dürfen allerdings nicht älter als drei Monate sein. Es waren vierzehn Buben und sieben Mädchen, darunter ein Zwillingspärchen. Die Ausleuchtung des Sakralraumes brachte die Farbenpracht der Wand- und Deckenfresken richtig zur Geltung: Eine festlichere und intimere Kulisse hätte man für die Aufnahmezeremoniell der Säuglinge in die Gemeinschaft der Kirche nicht wählen können. Michelangelo hat hier den Anfang und das Ende der Welt verewigt, die Genesis und das Jüngste Gericht. Gleich rechts vom Altar sieht man das Fresko von Perugino mit der Taufe Christi im Jordan, bei der der Heilige Geist in Gestalt einer Taube auf Christus herabkam und so Gott das Geheimnis Seines Sohnes offenbarte. Die Wahl des gestrigen Sonntags für die Kindertaufe ist kein Zufall. Es war der Festtag der Taufe des Herrn, der seit dem Zweiten Vatikanum am ersten Sonntag nach Epiphanie gefeiert wird.

Indem die Kinder die Taufe empfingen, erhielten sie das unauslöschliche geistliche Siegel zum Geschenk, den Charakter, der für immer ihre Zugehörigkeit zum Herrn bezeichnet und sie zum lebendigen Glied seines mystischen Leibes macht, der die Kirche ist. Bei der zeremoniellen Handlung assistierten Erzbischof Felix del Blanco Prieto, päpstlicher Almosenier, und Carlo Maria Viganò, Generalsekretär des Governatorats der Vatikanstadt. Zwei auserwählte Kinder, Geschwister der Täuflinge, durften während des Offertoriums die Gaben zum Altar tragen.

Die Familie als „Hauskirche“

In einer Predigt äußerte der Papst seine Besorgnis um die Glaubenserziehung der Kinder in der heutigen Zeit. Er betonte, wie wichtig es sei, dass die Kirche ihre Jüngsten „auf ihrem Weg des Wachstums begleitet“. „Die Zusammenarbeit zwischen christlicher Gemeinschaft und Familie ist umso wichtiger, wenn wir an den derzeitigen sozialen Kontext denken. Da wird die Einrichtung der Familie von mehreren Seiten bedroht und sieht sich in ihrer Aufgabe, zum Glauben zu erziehen, nicht wenigen Problemen gegenüber. Weil stabile kulturelle Bezugspunkte weniger werden und die Gesellschaft sich rapide wandelt, wird Erziehung zu einer wirklich harten Arbeit. Darum müssen die Pfarreien immer mehr tun, um Familien bei der Weitergabe des Glaubens zu unterstützen, denn diese sind ja kleine Hauskirchen.“

Das Fest der Taufe des Herrn bildet den liturgischen Abschluss der Weihnachtszeit. Mit der Kindertaufe in der Sixtina führt Benedikt XVI. eine von seinem Vorgänger Johannes Paul II. eingeführte Tradition fort. Dieses Jahr jedoch scheint seine besondere Hinwendung zu Kindern, aber auch zu anderen Schutzlosen wie Arme und Kranke noch stärker als sonst im Vordergrund zu stehen. Zum ersten Mal besuchte der Heilige Vater am 5. Januar die Säuglingsstation und Kinderabteilung der katholische Universitätsklinik Gemelli, segnete dort die an Spina-bifida erkrankten kleinen Patienten und überbrachte ihnen persönlich Geschenke zum Epiphanie-Fest. Zuvor hatte er am zweiten Weihnachtstag zusammen mit 400 Obdachlosen und Armen gespeist.

„Es ist nur ein kleine Geste, aber sie bedeutet viel“, kommentiert der Pressesprecher Padre Federico Lombardi im Wochenmagazin des CTV. „Die Weihnachtszeit erinnert an die Notwendigkeit spontaner Solidarität mit den Schutzbedürftigen; der kindgewordene Gott hilft uns, in jedem Kind sein Abbild zu erkennen, das neugeborene Leben mit Liebe und Fürsorge aufzunehmen, da es in seiner Zerbrechlichkeit Pflege und Schutz bedarf. Aber diese Botschaft gilt für jeden Tag des Jahres.“